Irgendwie hatte ich gedacht, es würde noch mehr werden. Aber es sind immerhin 57 Posts geworden. Ich habe mir nämlich einen neuen Blog gebastelt, der automobilia heißt. Hat eine wunderbare Internetadresse und sieht eigentlich ganz nett aus. Wenn ihre Lieblingslektüre das Büchlein Die Autopest von Hanspeter Padrutt ist, dann ist das allerdings nichts für Sie. Wenn Sie Abonnent von Auto Motor und Sport sind, dann wahrscheinlich auch nicht. Es ist auch nichts wirklich Neues, ich habe nur aus dem Blog alle Posts gesammelt, die unter das Thema fallen.
Falls ich jemals dazu komme, über Erwin Panofskys wunderbaren Aufsatz The Ideological Antecedents of the Rolls-Royce Radiator zu schreiben, dann würde das hier natürlich auch stehen. Die Rolls Royce Fans möchte ich aber darauf hinweisen, dass der Titel ein kleiner Etikettenschwindel ist: der berühmte Rolls Royce Kühlergrill mit dem Spirit of Ecstasy kommt lediglich im letzten Absatz des Aufsatzes vor. Denn zuvor geht es um das Vorbild des Kühlers, die Palladian Architecture des 18. Jahrhunderts (Sie könnten dazu jetzt den Post Lord Burlington lesen).
Rolls Royce Liebhaber sind besser bedient mit dem kleinen Buch Rolls-Royce: The Complete Works von Mike Fox und Steve Smith, enthält die besten 599 Rolls Royce Geschichten. Die Geschichte, wie Michael Caine sich seinen ersten Rolls Royce kauft, ist da aber nicht drin. Sie können sie aber hier lesen. Da ich gerade dabei bin, Bücher über Automobile zu empfehlen, will ich Borgward: Ein Blick zurück. Auf Wirtschaftswunder, Werksalltag und einen Automythos von Ulrich Kubisch und Volker Janssen nicht auslassen. Das ist das Katalogbuch (erschienen bei der Elefanten Press) zu einer kleinen Wanderausstellung von Borgward Automobilen gewesen, die ab 1984 in verschiedenen Städten der Bundesrepublik zu sehen war. Habe ich in Kiel in einer großen, leerstehenden Fabrikhalle gesehen.
Dass dies Buch mehrere Auflagen erreicht hat, zeigt, dass es offensichtlich noch viele Verehrer der Isabella, der Traumfrau der fünfziger Jahre, gibt. Dieses Buch schenkt dem Borgward Freund alles, eine Übersicht über alle Modelle aus den Häusern Borgward, Lloyd und Goliath und eine Firmengeschichte von Aufstieg und Untergang. Dazu reich bebildert mit Photographien und Dokumenten. Diesen Borgward RS 1500 aus dem Jahre 1957 wird man auf der Straße wohl vergeblich suchen, aber es hat ihn mal gegeben.
Aber dies ist kein simpler con amore criticism, der einen Automobil Mythos feiert. Es ist im Gegenteil ein höchst kritisches Buch, in dem auch Carl Borgwards Rolle als Wehrwirtschaftsführer im Dritten Reich und der Werkalltag in den Fabriken kritisch unter die Lupe genommen werden. Das Buch gibt auch einen Einblick in die Alltagswirklichkeit des Deutschlands der Nachkriegszeit. Als sich die ersten Deutschen aufmachten, mit dem Leukoplastbomber Italien zu erobern. Es ist ein wunderbare Lektüre, wenn auch für alte Bremer etwas schmerzlich zu lesen. Die Bremer Firma Borgward kommt auch hier mehrfach vor, testen Sie mal das kleine Suchfeld oben links.
Ich könnte natürlich auch einen ausführlichen Literaturbericht über die besten Autobücher schreiben. Das wäre natürlich viel Arbeit. Aber nicht unmöglich, sie stehen bei mir nebeneinander im Regal. Automobil und Kunst wäre ein schönes Thema. Denn bevor uns die Industrie im Fernsehen mit Videos überflutete, die so sophisticated sind, dass wir sie kaum verstehen, war es die Sache der Maler, die Boliden anzupreisen. Oder sie, wie hier Sonia Delaunay, selbst zu bemalen. Georges Braque, der mal einen Alfa-Romeo bemalte (den er dann an Blaise Cendrars verkaufte), erwarb mit vierundsiebzig Jahren einen Rolls-Royce. Er war nicht der erste französische Maler, der einen Rolls fuhr. Zuvor hatte sich sein junger Kollege Bernard Buffet einen geleistet.
Einer der ersten Maler, der sich dem Thema Automobil widmet ist der britisch-deutsche Maler Sir Hubert von Herkomer. Der war nicht nur Künstler, er war auch ein Wegbereiter des Motorsports in Deutschland. Für die Herkomer Konkurrenz (die man nach neunzig Jahren wiederbelebte) hatte der Maler den silbernen Pokal selbst gestaltet. Und er hat dieses schön-schreckliche Bild gemalt (das sich schon in dem Post Mercédès) findet, das Die Zukunft heißt. Steht so auf der Bauchbinde, die über die nackte junge Dame drapiert ist.
Frauen und Autos (nein, nicht das, was Sie jetzt meinen) wären natürlich auch ein schönes Thema. Wie hier Catherine Deneuve in einem Morgan Plus-4. Die Dekorationsbeigaben, die die englische Firma TVR 1971 bei der Earls Court Motor Show verwendete, sind schon in dem Post Wankelmotor erwähnt worden. Also, die Ideen gehen mir nicht aus, ich könnte wahrscheinlich den Rest des Jahres über alle Aspekte des Automobils schreiben. Jetzt, wo ein Anfang gemacht ist, wird sich wohl ganz langsam das ein und andere zu den 57 Posts hinzugesellen.
Und in der Zwischenzeit könnten Sie ja versuchen, noch ein Exemplar von Reimar Zellers Das Automobil in der Kunst 1886 - 1986 zu bekommen, gibt es bei Amazon Marketplace ab 1,57 €. Lohnt sich unbedingt. Schwerer wird es schon, Gerard Silks vorzügliches Buch Automobile and Culture aufzutreiben. Das war 1984 das Begleitbuch zu einer großen Ausstellung im Museum of Contemporary Art in Los Angeles, die der kulturelle Beitrag der Stadt zu den Olympischen Spielen war. Die Stadt der Engel ist schließlich die Stadt der amerikanischen car culture, die kriegten so etwas rechtzeitig fertig. Und was ist mit Detroit, der Stadt, die einst das Symbol für Amerikas mächtigste Industrie war? Da vermelden die Zeitungen für 1984 Straßenkämpfe in einer sterbenden Stadt. Sic transit gloria mundi.
Natürlich ist diese Blog frei von Witzen über Porschefahrer. Und auch das Photo da unten von Frank Lünstroth lassen wir nur unter schweren Bedenken durchgehen. Ist aber witzig.
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