Montag, 1. Februar 2016

Thomas Cole


Der amerikanische Maler Thomas Cole wurde am 1. Februar 1801 geboren. Er hat Bilder der wilden Schönheit von God's Own Country gemalt, einem Land, das sich in der Zeit der Romantik über die ➱Natur definierte. In der Trauerrede für seinen Freund Cole sprach der amerikanische Dichter William Cullen Bryant 1848 von delight at the opportunity of contemplating pictures which carried the eye over scenes of wild grandeur peculiar to our country, over our ariel mountain-tops with their mighty growth of forest never touched by the axe, along the banks of streams never deformed by culture.

Dieses never deformed by culture ist wichtig. Schon ein Jahr zuvor hatte die Zeitschrift The Literary World in einer Besprechung der Gemälde von Jasper F. Cropsey geschrieben: The axe of civilization is busy with our old forests, and artisan ingenuity is fast sweeping away the relics of our national infancy ... What were once the wild and picturesque haunts of the Red Man, and where the wild deer roamed in freedom, are becoming the abodes of commerce and the seats of manufactures. . . . Yankee enterprise has little sympathy with the picturesque, and it behooves our artists to rescue from its grasp the little that is left, before it is too late. Auf dem Bild des Kaaterskill Wasserfalls von Cole ist in der Bildmitte ganz klein ein Indianer (legen Sie zwei Diagonalen durch das Bild, dann finden Sie ihn), die werden auch immer weniger auf den Bildern der amerikanischen Maler.

Heute definieren sich die USA nicht mehr über die Natur. Sie sind eher die Umweltschweine der Welt. Das Kyoto Abkommen haben sie immer noch nicht unterschrieben. Vor zwei Jahren druckte die Süddeutsche einen Artikel, der Dreckige Provokation hieß. Es ging darin nicht um die VW Diesel Fahrzeuge, sondern um die in den USA beliebten Coal Rollers. Da schrauben die Obama Hasser die Partikelfilter aus ihrem Diesel und blasen voller Lust den ganzen Dreck in die Luft. Gilt als politisches Statement. Coale statt Cole, das ist doch mal was.

Wenn er [Obama] für Umwelt ist, dann sind wir dagegen. Einen dicken Auspuff auf meinen Truck zu bauen – das ist mein Weg, ihm den Mittelfinger zu zeigen. Du willst frische Luft und eine tolle CO2-Bilanz? Dann verpiss dich, sagt ein Auspuffverkäufer aus Wisconsin. Das sind klare Aussagen. Werden diese Typen etwa von Loretta Lynch verfolgt? Da hätte VW doch mal den Spieß umdrehen können und die Werbebotschaft ausgeben können: Wir bauen die besseren Coal Rollers. Das ist doch etwas anderes als diese Botschaften für Weicheier, die Mercedes ausgab und von emissionsfreier Mobilität und Blue Efficiency redete (lesen Sie weiter in ➱Blue Skies).

Die Vernichtung der amerikanischen Landschaft war schon zu Coles Zeiten eine Gefahr. Cole hat das in seinen Schriften und Gedichten (wie The Lament of the Forest oder The Complaint of the Forest) immer wieder angesprochen. Ebenso James Fenimore Cooper, dessen Roman The Pioneers geradezu ein Umweltroman ist. Vor Thomas Cole gab es so gut wie keine amerikanische Landschaftsmalerei, er gilt als der Stammvater der Hudson River School. Das erste öffentliche Kunstmuseum Amerikas ist das Wadsworth Atheneum (finanziert von der Familie von Samuel Colt bekommen hat), es war das einzige amerikanische Museum, das von Beginn an die Hudson River School gesammelt hat.

Im Gegensatz zu all den Gründungen von Museen in der Zeit des Gilded Age, mit deren Finanzierung sich banausenhafte Millionäre ihren Ruhm für die Ewigkeit erkaufen, sammelt man in Wadsworth amerikanische Malerei. Einen Teil dieser Bestände konnte man im Jahre 2007 unter dem Titel Neue Welt: Die Erfindung der amerikanischen Malerei in der Bucerius Stiftung in Hamburg sehen. Den Katalog kann man noch antiquarisch finden.

Thomas Cole ist in diesem Blog kein Unbekannter, er hat schon zwei ausführliche Posts, die Abschied und Bäume heißen. Jetzt bekommt er an seinem Geburtstag noch einen kleinen Post, der Thomas Cole heißt. Der musste mal eben sein, weil der von mir vor Tagen versprochene lange Post über die dänischen Kirchen und die Löwen immer länger wird. Kommt aber noch diese Woche. Auf den Bildern von Cole gibt es keine Löwen, aber es gibt einen netten Blog, der The Lion of Chaeronea heißt, wo man auch Bilder von Cole sehen kann. Das Internet stellt seltsame Zusammenhänge her.

Cole war nicht nur Maler (und Hobbyarchitekt), er schrieb auch Gedichte. Es hat lange gedauert, bis die in gesammelter Form in ein Buch gelangten, erst 1972 erschien (von Marshall B. Tymn herausgegeben) das Buch Thomas Cole's poetry: the collected poems of America's foremost painter of the Hudson River School reflecting his feelings for nature and the Romantic spirit of the nineteenth century. Inzwischen ist das Werk auch im Volltext im Internet zugänglich (klicken Sie hier). Eins von den Gedichten des Naturliebhabers Cole, das The Wild heißt, möchte ich zum Abschluss zitieren:

Friends of my heart, lovers of Nature's works,
Let me transport you to those wild blue mountains
That rear their summits near the Hudson's wave.
Though not the loftiest that begirt the land,
They yet sublimely rise, and on their heights
Your souls may have a sweet foretaste of heaven,
And traverse wide the boundless: From this rock,
The nearest to the sky, let us look out
Upon the earth, as the first swell of day
Is bearing back the duskiness of night.
But lo! a sea of mist o'er all beneath;
An ocean shoreless, motionless, and mute.
No rolling swell is there, no sounding surf;
Silent and solemn all; the stormy main
To stillness frozen, while the crested waves
Leaped in the whirlwind, and the loosen'd foam
Flew o'er the angry deep.

See! now ascends
The Lord of Day, waking with pearly fire
The dormant depths. See how his glowing breath
The rising surges kindles : lo! they heave
Like golden sands upon Sahara's gales.
Those airy forms disporting from the mass,
Like winged ships sail o'er the wondrous plain.
Beautiful vision! Now the veil is rent,
And the coy earth her virgin bosom bares,
Slowly unfolding to the enraptured gaze
Her thousand charms.


Ich hätte hier noch eine interessante interaktive Thomas Cole Seite. Und wenn Sie alles über die amerikanische Landschaftsmalerei der Romantik und die kulturelle Definition der Nation über die Natur lesen wollen, das Standardwerk Nature und Culture von Barbara Novak ist hier im Volltext. Und da ich vorhin erwähnte, dass Thomas Cole auch Hobbyarchitekt war, muss ich noch mein Lieblingsbild The Architect's Dream (das schon mehrfach in diesem Blog auftaucht) hierher stellen.